Mamas Stories

Land unter in Münster – Starkregen flutet unsere Stadt

Eigentlich hatte ich euch für diese Woche ein Rezept für Iced Coffee und einen Bericht aus dem Urlaub vorbereitet, aber beides scheint mir jetzt absurd. Die aktuelle Lage in Münster und dem Umland ist für viele Familien noch weit entfernt von der Normalität und daher gibt es jetzt unseren Bericht. Bitte entschuldigt die teilweise miese Bildqualität und mögliche Textfehler. Wenn ihr mögt, freue ich mich über eure Erfahrungen aus der Nacht und den darauffolgenden Tagen. Hinterlasst hier einfach eure Geschichte als Kommentar oder schickt mir gerne eine E-Mail! Links zu den Hilfsangeboten und Hilfegesuchen findet ihr weiter unten!

Strasse in Münster überschwemmt

Foto zur Verfügung gestellt von D. Klaus

Montagabend saßen wir um 20 Uhr gemütlich auf der Couch und waren fest davon überzeugt in unserem Stadtteil von dem befürchteten Starkregen verschont geblieben zu sein.

Foto zur Verfügung gestellt von D. Klaus

Foto zur Verfügung gestellt von D. Klaus

Auf Twitter kursierten Bilder von den Wasserständen im Stadtzentrum und wie lustige Studis auf Luftmatratzen durch die Innenstadt schwommen. Um 20.20 Uhr fiel der Satellitenempfang am Fernseher aus und wir entschieden einen Leseabend einzulegen und genossen die Gemütlichkeit, während es draußen immer kräftiger regnete.

AutoaufderStrassenacherstemPlatzregenMünster

Um 22:15 Uhr ging wir Richtung Bett, doch mein Liebster war unruhig und spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Er ging doch noch eine Runde durch’s Haus und rief er von unten: „Du musst kommen, da kommt Wasser rein!“. Noch im Nachthemd und Barfuß stürmte ich in den Keller und sah das Unheil. Vor unserem Kellerfenster ca. 40 cm hoch das Wasser, dass sich mit einem gewaltigen Druck Platz durch den Fensterrahmen schaffte und mit voller Kraft in den Kellerraum spritzte. Alle drei Kellerräume waren da schon mit ca. 5 cm Wasserstand befüllt und als wir versuchten bei der Feuerwehr anzurufen und nicht durchkamen, verstanden wir erst was los war.

Twittermeldung von Münstermama zum Regen in Münster In vielen Stadtteilen Münsters war „Land unter“ und uns hatte es längst nicht am Schlimmsten getroffen! Doch es half nichts, wir mussten schnell handeln.

gerettete Habseligkeiten in der Küche zwischengelagertZuerst retteten wir die wichtigsten Habseligkeiten hoch – Fotos, Brautkleid, Babysachen und  Massivholzmöbel waren schon stark angegriffen, da durch die Hitze auch die Luftfeuchtigkeit enorm zugenommen hatte. Dann telefonierten wir rum und organisierten uns Hilfe und eine Pumpe.

Die Pumpe, die unser Nachbar schnell herbeiholte, konnte aber das Wasser nicht wirklich aus unserem Keller kriegen. Dafür war der Wasserstand noch nicht hoch genug (die Feuerwehr kann auch erst ab 10 cm abpumpen).

Gleichzeitig stieg der Wasserstand vor dem Fenster unaufhörlich. Während der Liebste unsere Couchtisch-Glasplatte auf den Lichtschacht des Kellerfensters legte und mit Steinen beschwerte, schaufelten wir unaufhörlich Wasser mit Kehrblechen in Eimer. Die Glasplatte war eine gute Idee und so kam kaum noch Wasser nach.

Mit Kehrblech und Wäschewanne den Keller leerenMit vereinten Kräften schaufelten wir bis tief in die Nacht. Irgendwann gaben wir völlig erschöpft auf und schliefen, bis uns der kleine Münsteraner weckte. Der hatte die ganze Aktion natürlich verschlafen und war quietschfidel. Leider hatten wir für ihn so gar keine Kapazitäten und während der Liebste wieder eimerweise Wasser aus dem Keller entsorgte, wurde dem kleinen Münsteraner von seiner Kita-Freundin Obhut gewährt. Dort konnte er unbesorgt toben und essen, bis wir ihn zum Mittagsschlaf nach Hause holten, um ihn anschließend direkt wieder zur nächsten Freundin zu geben.

Twittermeldung Münstermama am nächsten TagWir schaufelten, wischten und schleppten. Mir war bis dahin nie bewusst, wieviel Arbeit nur ein paar Zentimeter Wasser auf so einer Fläche anrichten können. Viele unserer Sachen wanderten direkt auf den Müllhaufen, andere wurden zu Trocknungsstationen aufgebaut.

Trockene Zwischenstation der nassen HabseligkeitenDen ganzen Tag lang waren immer wieder Freunde da, die uns schleppen und wischen halfen oder uns den kleinen Münsteraner abnahmen. Wir haben ein großes Glück mit diesen vielen hilfsbereiten Menschen in unserem Freundeskreis!

Am Abend hatten wir dann den Keller zumindest Handtuch-trocken und die meisten größeren Schäden gesichtet. Wir gönnten uns die erste Mahlzeit seit dem Regen: Eine gelieferte Pizza und einen Sekt zum Anstoßen auf den bezwungenen Sturm.

PizzaSektKurz darauf setzte der Regen wieder ein, aber das zweite Gewitter hielt sich glücklicherweise in Grenzen und verursachte keinen neuen Schaden. Der Liebste ging mehrmals in der Nacht durch den Keller und ins Dach, um sicher zu gehen.

Seitdem läuft unaufhörlich der Luftentfeuchter in unserem Keller. Wir haben uns neue Kellerregale aus Metall geholt und Kisten in denen man die Sachen sicher vor dem Wasser aufbewahren kann. In den nächsten Tagen, werden wir die Fotos und Unterlagen sichten, die betroffen waren und hoffen, so viel wie möglich retten zu können. Die Waschmaschine läuft ununterbrochen.

Müll und nicht mehr zu gebrauchener HausratUnser Fazit aus dem Gewitter: Es wird NICHTS mehr im Keller einfach auf den Boden gestellt. Und wir dürfen uns nie zu sicher fühlen. Wetter kann unberechenbar sein und dabei haben wir ja eigentlich Glück gehabt. In vielen anderen Häusern – auch in unserer direkten Nachbarschaft – hat das Wasser ganze Wohnungen geflutet und Menschen alles genommen. Es gab Todesfälle und bis heute sind einige Haushalte ohne Strom. Wir fühlen mit den Menschen, die es getroffen hat. Wir helfen wo es geht und möchten hiermit auch auf die Facebook-Gruppe „Spenden für Regen in Münster“ hinweisen in der Sachspenden angeboten werden.

Auf Alles Münster erfährt man alles wissenswerte zu Sperrungen, Sperrgut und die aktuelle Lage der Aufräumarbeiten. Unter Regen in Münster werden die Hilfsangebote koordiniert. In dieser Karte kann man sich über dieses Formular eintragen, wenn Hilfe benötigt wird. Es gibt immer noch unermüdliche Helfer, besonders unter den vielen jungen Leuten der Stadt, die überall mit anpacken und helfen. Dabei organisieren sie sich dank der sozialen Medien blitzschnell und sind somit oft eine große Hilfe für die Menschen, die es am dringendsten brauchen. Diese Hilfsbereitschaft rührt mich ernsthaft zu Tränen! Vielen Dank, ihr tollen Helfer! Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr uns von euren Erlebnissen berichtet!

Trockungsstationen2 Unser „Schaden“ beläuft sich auf einen monetären Wert von ca. 300 €. Wie wohl, die Allermeisten in Münster haben wir Elementarschäden in unsere Versicherungen nicht mit eingeschlossen. Die nassgewordenen Fotos hatten natürlich einen ganz anderen Wert, den keine Versicherung der Welt hätte retten können.

TwittermeldungMünstermama3

Aber ich mag mich nicht beschweren oder um die Gegenstände trauern. Wir haben genug. Uns geht es gut und alles andere kann man putzen, waschen und neu kaufen. Andere hat es da deutlich schlimmer getroffen! Wenn ihr dazugehört und irgendetwas braucht oder wir euch helfen können, dann meldet euch in der Facebook-Gruppe oder wenn ihr nicht bei Facebook seid, auch gerne direkt hier bei Münstermama!

Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Erfahrungen von diesem Unwetter hier mit uns teilt. Wer Fotos hat, die ich veröffentlichen darf, kann mir sehr gerne eine E-Mail an muenstermama[a]gmail.com schicken.

Zum Schluss noch eine Erkenntnis: Ein großer Respekt den Menschen aus den Gegenden, die häufiger mal von Flut oder Schneeschmelzen betroffen sind. Ich habe bisher nie richtig verstanden, was das bedeutet und wieviel Arbeit und Anstrengung noch bleibt, wenn die Hilfskräfte lange wieder Zuhause sind.

Heute bin ich sehr stolz auf die Menschen in meiner Stadt!

Eure Münstermama

Die Autorin dieses Beitrags

Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.

Kategorie: Mamas Stories

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Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.

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