Mamas Stories

Statt Schlaf

Es ist Sonntag, 22 Uhr. Du schläfst schon seit zwei Stunden in deinem eigenen Bettchen. Ich war unten und habe aufgeräumt, Brotdosen vorbereitet und mit dem Papa gekuschelt. Wir haben diese Zeit genossen, doch als das Babyphone deine Stimme übertrug war ich froh.

Du hast genau zwanzig Wochen gebraucht um dich von mir zu trennen. Wir haben zwanzig Wochen lang so intensiv gekuschelt, dass es mir manchmal zuviel wurde. Letzte Woche noch habe ich bei der Rückbildungsgymnastik gemault, dass ich ganz verspannt bin. Du hast deine Nase in meine Brust gedrückt und brauchtest meine Wärme, um schlafen zu können. Lange konnte ich mich nicht mal zehn Zentimeter zurück ziehen, ohne dass du mich schrecklich vermisst hast.

Doch heute hast du es geschafft! Du hast genug Vertrauen in deine Welt getankt, um in ihr allein zu entspannen. Ich bin so stolz, dass mein Herz fast platzt und ich am liebsten alle anrufen würde, um es ihnen zu erzählen! Du siehst so zuckersüß aus in deinem Schlafsack und ich kann kaum fassen, dass es schon so weit ist. Der erste Abschied.

Den ganzen Abend habe ich immer wieder gesagt, wie toll es doch ist, mal allein zu sein. In meinen Gedanken hat sich eine Idee nach der anderen geformt, was ich nun mit der wiederkehrenden Freiheit alles anfangen kann. Und dann hörte ich dein Stimmchen durch das Babyphone. Du hast nicht geschrien, nur sanfte Töne gemacht. Dein Zeichen, dass du Hunger hast.

Und ich? Ich sprang selten so voller Vorfreude die Treppenstufen hoch zu dir ins Schlafzimmer. Ich holte dich aus deinem Bett und verliebte mich wie immer neu in dein wunderschönes Gesichtchen. Beim Stillen entspannte ich mich zum ersten Mal an diesem Abend. Du hattest zwanzig Wochen gebraucht, um dich von mir zu trennen, aber mein Körper wird das wohl nie ganz schaffen.

Nach dem Stillen legte ich dich zurück in dein Bett und auch, wenn du jetzt wieder wunderbar allein weiterschläfst und mich nicht brauchst, bin ich hier. Ich werde nicht mehr gehen und ich kann jetzt auch nicht schlafen. Irgendwie ist das Bett so leer und kalt ohne dich. Mein Baby, ich bin so stolz auf dich. Du und dein großer Bruder, ihr seid mein Herz, mein Atem. Ich bin glücklich über jeden Schritt, den ihr in eurer Entwicklung meistert.

Und doch kann ich heute Nacht nicht schlafen ohne dich auf meiner Brust. Dein Duft fehlt mir und ich werde mich an diese „Freiheit“ auch erst wieder gewöhnen müssen. Das unsere Zeit doch so schnell vorbei sein würde, damit habe ich nicht gerechnet.

Doch noch bist du ja bei mir im Schlafzimmer. Wenn ich mich auf die Seite drehe, kann ich dein Gesicht sogar besser sehen als vorher. Dein Lächeln im Schlaf und deine kleinen Fingerchen. Deine schönen langen Wimpern und dein ruhiger Atem.

Wenn ich gleich die Augen schließe, werde ich davon träumen, wie wir morgen früh kuscheln und schmusen, wie dein großer Bruder sich freut dich zu sehen und wie dein Vater voller Liebe lacht. Ich werde von unseren durchschmusten Nächten träumen.

Und ich verspreche dir, ich werde dich nie zurückhalten. Auch wenn mein Mutterherz heute Nacht diesen ersten kleinen Abschied bitterlich beweint.

Die Autorin dieses Beitrags

Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.

Kategorie: Mamas Stories

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Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.

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