Mamas Stories

Über das Abstillen und Abnabeln

Abstillen für mehr Ruhe im Familienleben

In den letzten Wochen war es so ruhig hier auf dem Blog, man könnte meinen in unserem Leben wäre es ähnlich gewesen. Tatsächlich fühle ich mich weitaus entspannter und gesunder als noch vor einigen Wochen. Das Leben ist wie durch Zauberhand angenehmer geworden.

Zum einen wurden wir abgestillt, was weitreichendere Folgen hatte und zum anderen haben sich die Strukturen im Haus der Münsterfamilie stark verschoben. Das war natürlich keine Zauberhand, auch wenn ich meinen Mann manchmal für einen Magier hielt.

stillen-mallorcaWie stillt man ab, wenn das Kind nicht mitmacht?

Das Abstillen stand bei mir schon seit langen Monaten auf dem Plan. Es war offensichtlich, dass meine Milch dem Münsterbaby nicht mehr ausreichte. Er war ständig hungrig und angeschlagen, quengelig und fand nicht zur Ruhe. Dennoch weigert er sich bis heute – 4 Wochen nach dem Abstillen – von mir Nahrung in jeglicher Form und Konsistenz anzunehmen. Ich habe wirklich alles probiert, was mir selbst und allen in unserer Umgebung einfiel. Nichts konnte ihn davon überzeugen, dass Mamas Milch nicht das einzig Essbare auf diesem Planeten ist. Dabei steckte er sich regelmäßig alles Mögliche in den Mund. Er spielte und probierte gerne alles, aber am Ende wurde es ausgespuckt und nach Mama geschrien. Obwohl mir das förmlich jede Kraft aus den Gliedern saugte und uns alle auch nachts stündlich aus dem Schlaf riss, fand ich keinen umsetzbaren Weg, um das zu ändern.

Kann die Bindung zum Kind zu stark sein?

Die Bindung zwischen mir und dem Münsterbaby war auf ein ungesundes Maß gewachsen, ohne das mir das bewusst war. Wir hatten fast ununterbrochenen Körperkontakt, er wollte getragen werden und konnte keine Sekunde ohne meine volle Aufmerksamkeit. Mir machte das so gewaltige Angst, dass ich überlegte die neue Stelle abzusagen.

Zum Glück habe ich das nicht getan und im Mai trotz allem wieder angefangen zu arbeiten. Es hat mir zwar schier das Herz zerrissen den kleinen Mann zuhause zu lassen, während ich das Haus verließ. Im Nachhinein tat es uns beiden sehr gut. Die Tatsache, dass ich ihn nicht in eine fremde Betreuung geben musste, sondern bei meinem Liebsten lassen konnte, hat es mir erleichtert. Und auch das Münsterbaby hat mich zwar zu Beginn ein wenig vermisst, aber er fand es auch spannend den Vormittag mit Papa zu verbringen und vermisste das Stillen plötzlich gar nicht mehr während meiner Abwesenheit.

Ohne mich läuft es besser

Nach einigen Tagen schon wurde klar, dass er das Essen nur in meiner Gegenwart verweigert und sich mit dem Papa immer mehr auf Neues einlässt. Ich dagegen hatte Schmerzen…körperliche durch die abrupt weniger nachgefragte Milch und seelische durch die so plötzliche Erkenntnis ersetzbar zu sein. Meinem Kopf war klar, dass diese Entwicklung für uns alle positiv war, meinem Herz dagegen fiel die Trennung sehr schwer.

Wir wurden abgestillt

Irgendwann entschied der Mann auch, dass das Stillen nachts nicht mehr wirklich nötig war und wir probierten es einfach aus. Der Liebste war da schon in der Elternzeit und konnte nachts mit dem Baby durch das Haus laufen und tagsüber den Schlaf nachholen, wenn ich wieder zuhause war. Einige Wochen lang folgte dann das frühe 4 Uhr Frühstück für das Münsterbaby. Er aß abends einfach noch nicht genug, um die ganze Nacht satt zu sein und wachte regelmäßig gegen 4 Uhr in der Früh auf. Ich war etliche Nächte soweit das Experiment Abstillen wieder aufzugeben. Doch der Mann behielt die Kontrolle und konnte das Münsterbaby so wunderbar trösten und füttern, dass weder er noch ich viele Tränen vergossen.

Essen tut gut!

Irgendwann innerhalb der letzten Wochen stellte sich das dann nach und nach von alleine um. Er aß abends immer mehr und schlief nachts immer verlässlicher. Jetzt ist es schon eher die Ausnahme, wenn er in der Nacht Hunger kriegt und meist reichen ihm dann ein paar Löffel Grießbrei und er verlangt schon wieder nach seinem Bett.

Diesen Umstand haben wir eindeutig der Geduld und Ausdauer des Papas zu verdanken. Er hat einfach durchgehalten und mich nicht zum Stillen in der Nacht geweckt. Er ist einfach aufgestanden und hat sogar auf meine Nachfragen geduldig reagiert und mir immer wieder klargemacht, dass es so besser ist.

Wache Erkenntnis

Jetzt, nach einigen Nächten Schlaf und schönen Tagen mit einem entspannten Jungen, kann ich ihm ohne schlechtes Gewissen zustimmen. Ich habe nicht mehr das Gefühl mein Kind im Stich zu lassen, sonders sehe wieviel besser es ihm geht. Er ist nicht mehr nur das mürrische, hungrige Baby. Er entwickelt sich zu einem mutigen, neugierigen, kleinen Rabauken. Es war an der Zeit sich abzunabeln.

In weniger als zwei Wochen fängt nun seine Eingewöhnung in die U3 Gruppe des Kindergartens an. Ich mache mir überhaupt keine Sorgen, dass er sich dort schnell einleben wird und die Gruppe so richtig auf Trab bringt. Ich selbst werde wohl wieder einen Abnabelungsprozess durchlaufen. Warum fällt mir das dieses Mal nur so schwer?

Ich kann mich auf dich verlassen!

Was mir selbst aus dieser Elternzeit des Mannes wieder klargeworden ist, gibt mir viel entspannte Zuversicht für die kommenden Jahre. Ich weiß jetzt noch besser, wie verlässlich mein Mann da ist und einspringt, wenn ich es nicht kann. Ich habe nochmal deutlich erfahren dürfen, dass Aufopferung nicht der richtige Weg sein kann. Und ich habe wieder gemerkt, wie gut die Arbeit für mein Seelenheil ist. Mit einer entspannteren Münstermama geht es der ganzen Familie gleich viel besser!

Jetzt wisst ihr, was mich die letzten Wochen vom Schreiben abgehalten hat. Nächste Woche starte ich mit einer Interviewreihe mit anderen Müttern aus Münster #MünstersMamas, denn hier gibt es sehr viele interessante Frauen mit kreativen Lösungen rund um Betreuung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Wenn ihr jemanden kennt oder selbst Lust habt dabei zu sein, freue ich mich sehr über eine E-Mail!

Eure Münstermama

Die Autorin dieses Beitrags

Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.

Kategorie: Mamas Stories

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Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.

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