Mamas Stories

Ich habe Angst, dass meine Kinder ertrinken und das ist gut so!

Sorgen und Ängste um ihre Kinder kennen alle Eltern. Heute geht es in meinem Beitrag um ein ernstes Thema. Das ist jetzt besonders zu Freibad und Strand-Saison ganz wichtig, denn auch im letzten Jahr ertranken wieder 18 Kinder. 18 Kinder von 0 bis 15 Jahren allein in Deutschland. Eine grausame Zahl. Vor allem wenn man bedenkt, dass viele davon in Sichtweite der Eltern ertranken. Unfälle mit Ertrinken sind nach Verkehrsunfällen die zweit-häufigste Todesursache bei Kindern!

Gutgemeinter Rat

Eltern machen sich häufig Gedanken, die für Außenstehende unverständlich sind. Manchmal nimmt die Angst überhand und verhindert, dass Kinder bestimmte Erfahrungen selber machen oder durch das Vertrauen der Eltern wachsen können. Wir Eltern sind es auch gewohnt, bei vielen Bedenken und Sorgen, die wir in unserem Umfeld äußern, eine abwiegelnde Antwort zu bekommen. Dann sagen die Großeltern oder Nachbarn gerne „mach dir keinen Kopf“ oder „lass sie, sie merken selbst, wenn es zu viel wird“.

Kinder brauchen Freiräume

In vielen dieser Situationen ist man als Eltern vielleicht weiterhin besorgt, sieht aber auch die Notwendigkeit den Kindern ihren Freiraum zu lassen. Zum Beispiel, wenn die Kinder auf dem Spielplatz scheinbar todesmutig das Klettergerüst emporsteigen. Da ist es gut, sie im Auge zu behalten ohne jede Sekunde „sei vorsichtig!“ zu rufen.

Kinder brauchen auch Schutz

Es gibt aber auch Ereignisse, da wäre es gut gewesen, seinen Ängsten etwas mehr Raum zu geben. Zum Beispiel beim Schwimmen oder Planschen am Strand und im Freibad. Zu häufig sehe ich Eltern, die unbesorgt 10 Meter entfernt von den Kindern lesend auf der Strandliege rumhängen, während die Kinder am Wasser spielen.

Was soll daran gefährlich sein?!

Ich hör euch schon sagen: „Da übertreibt die jetzt aber gewaltig! Meine Kinder können prima selbst einschätzen wie weit sie reingehen und ich habe sie ja im Blick. Wenn was passiert bin ich schnell da.“

Vielleicht denkt ihr auch: „Mein Kind hat Schwimmflügel an, da kann gar nichts passieren in dem seichten Wasser!“

Hollywood ist nicht real

Doch das Problem ist ein anderes. Wir alle stellen uns das Ertrinken als panisch-hektische, mit den Armen wedelnde und blubbernde Action vor. Doch tatsächlich passiert in den allermeisten Fällen nichts davon. Ertrinken ist ein ganz stiller Vorgang. Gerade Kinder, die noch nicht sicher schwimmen können, gehen ganz lautlos und unauffällig unter. Häufig treiben sie leblos auf dem Wasser und man könnte aus der Entfernung denken, sie hielten Ausschau nach Fischen oder Steinen im Wasser. Diese Situation ist so gefährlich, denn unser auf Hollywood Drama konditioniertes Hirn schlägt hier viel zu selten und meist viel zu spät Alarm.

Ertrinken ist still

Und das zweite, fast noch gefährlichere Problem ist das zeitversetzte, sekundäre Ertrinken. Dafür reicht es schon, wenn das Kind stolpert oder kurz von einer Welle erfasst wird. Wenn es sich dabei verschluckt und kleinste Mengen Wasser in die Lunge geraten, kann das schon zu einem Problem werden. Hier hustet das Kind oder schüttelt den Schreck ab und spielt weiter. Die Eltern hechten natürlich hin und helfen ihm wieder auf, aber auf den ersten Eindruck erscheint alles normal und es kann weitergehen mit dem schönen Urlaubstag.

Doch sekundäres Ertrinken tritt häufig erst über 24 Stunden nach diesen Vorfällen auf. Es kann einhergehen mit Müdigkeit und Lustlosigkeit, mit typischen Magen-Darm-Grippe Symptomen wie Erbrechen oder Durchfall und die Kinder klagen über undefinierbare Schmerzen. Was ist da passiert? Die kleinen Lungen kommen mit kleinsten Mengen Pool- oder Meer-Wasser nicht gut zurecht. Entzündungsreaktionen sorgen dafür, dass sich noch mehr Flüssigkeit in der Lunge ablagert und so können die Kinder im schlimmsten Fall ganz langsam ertrinken.

Das Erschreckende ist, dass man zu dem Zeitpunkt die Symptome nicht mehr mit dem kleinen Vorfall am Wasser in Verbindung bringt und die Kinder eventuell zu spät einem Arzt vorstellt.

Nimm die Sorgen ernst!

Eine furchtbare Vorstellung, die meiner Meinung nach einfach zu häufig unterschätzt wird. Wie bei vielen Gefahren, die vor 20 Jahren vielleicht noch anders eingeschätzt wurden (Autofahren ohne Kindersitz/Passivrauchen) werden viele im Umfeld vielleicht mit skeptischem Blick auf unsere Vorsicht reagieren. Doch mir geht das sowas von vorbei. Das Leben und die Gesundheit meiner Kinder werde ich nicht riskieren, um cool zu sein oder als besonders entspannte Mom zu wirken.

Schwimmabzeichen als positive Verstärkung

Übrigens: Schwimmabzeichen werden von manchen Bademeistern und Schwimmlehrenden für kleine Kinder als positive Verstärkung genutzt. Wenn das Kind „so gut wie“ fähig ist die Anforderungen zu erfüllen, lässt man es häufig nicht durchfallen. Das soll dafür sorgen, dass die Kinder nicht die Lust am Schwimmunterricht verlieren, was auch durchaus berechtigt sein kann. Doch für Eltern gilt: Wir haben selbst die Verantwortung für unsere Kinder! Auch wenn ein Kind ein Abzeichen bekommen hat, werde ich erst selbst überprüfen, welche Fähigkeiten es schon sicher beherrscht und welche noch geübt werden sollten.

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Unsere Baderegeln

Für Kinder, die noch nicht sicher schwimmen können gilt für mich daher:
Kinder sollten in Badewannen, am Meer, im Schwimmbad, im Planschbecken und im Freibad immer im Arm-Reichweite eines Erwachsenen sein. Wenn es einen Zwischenfall gab, behalte ich mein Kind die nächsten Tage etwas aufmerksamer im Blick und stelle es lieber einmal zu oft beim Kinderarzt vor. Symptome wie Erbrechen, schweres Atmen und Durchfall können Anzeichen sein.

Ein wenig mehr Freiheit brauchen natürlich Kinder, die schon gut oder richtig sicher schwimmen können. Doch auch da gilt, genauso wie für Erwachsene: Ertrinken sieht nicht aus wie Ertrinken! Wir schauen lieber einmal zu oft hin oder fragen direkt nach, ob es den Menschen im Wasser gut geht. Wir erklären den Kindern die Gefahren ohne ihnen Angst zu machen und versuchen so einen gesunden Respekt vor dem Element Wasser zu vermitteln.

Der Münsterpapa bringt unserem Sohn selbst das Schwimmen bei. Seine Erfahrungen hat er für euch aufgeschrieben.

Die Autorin dieses Beitrags

Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.

Kategorie: Mamas Stories

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Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.