OnTour

Mit der Leeze von Wuppertal nach Münster

Ja, wir sind Eltern und ja, wir lieben unsere Lütten über alles. Wir spielen, lachen, toben, quatschen mit ihnen. Wir sind das Elterntaxi, trocknen Tränen, pusten auf Schrammen, versuchen Streits zu schlichten und vergraulen Monster vor dem Schlafen gehen. Aber: Um all das auch für die nächsten Jahre noch weiter mit voller Power machen zu können, brauchen wir ab und an eine Auszeit. Entweder nur mal bei einer Datenight schön zu zweit Essen gehen. Oder ins Kino. Oder – sobald es Corona es wieder zulässt – auf einer Party tanzen. Manchmal gönnen wir uns sogar – ganz verrückt, ich weiß 😉 – ein ganzes Wochenende nur für uns zu zweit. So wie letztens, als wir mit der Leeze von Wuppertal nach Münster gefahren sind. Wie das war? Das erfahrt ihr jetzt.

Angekommen in Wuppertal

Von Wuppertal nach Münster – die Kurzzusammenfassung

Lange Leezentouren haben wir schon immer gerne gemacht. Aber über mehrere Tage, mit Übernachtung? Das war jetzt auch für uns Neuland. Und so sind wir freudig gespannt an einem Samstagmorgen mit unseren Fahrrädern und Gepäck in den Zug Richtung Wuppertal gestiegen, um anschließend mit der Leeze wieder zurück nach Münster zu fahren. Die erste Etappe sollte uns von Wuppertal aus über die stillgelegte Nordbahntrasse bis nach Dorsten führen. 81 Kilometer und einige Anstiege lagen vor uns. Tag zwei war dann mit „nur“ 75 Kilometern und dem Rückweg über Haltern am See, Dülmen und Buldern etwas kürzer, aber nicht minder beeindruckender.

Start mit der Leeze in Wuppertal

In Wuppertal angekommen begrüßte uns nicht nur strahlender Sonnenschein, sondern auch – wie sollte es anders sein – die Schwebebahn. Dieses Vehikel finde ich ja nach wie vor echt abgefahren. Nachdem ich also erstmal mindestens vier Schwebebahnen an mir vorbei „fliegen“ lassen musste, um genügend staunen zu können, ging es durch den Großstadtverkehr bis zum ehemaligen Bahnhof Mirke. Hier könnt ihr auf die Nordbahntrasse einsteigen, die insgesamt 22 Kilometer lang ist.

Diese stillgelegte ehemalige Bahntrasse ist soooooo cool! Stellt euch die Münster-Promenade in groß vor. Nur, dass ihr die mega schöne Kulisse des bergischen Landes um euch habt. Dann tun sich auf einmal Felsschluchten vor euch auf. Und ihr radelt immer wieder durch herrlich kühle ehemalige Bahntunnel, die ohne die Beleuchtung wirklich stockdunkel wären. Von Wuppertal aus haben wir uns auf der Nordbahntrasse erst Richtung Sprockhövel orientiert. Hierbei fahrt ihr durch den Schee-Tunnel, der bei den heißen Temperaturen an unserem Touren-Wochenende mit seiner feuchten Kühle einfach nur eine Wohltat war.

Pause in Hattingen

Wenn ihr durch Nieder- und Obersprockhövel gefahren seid, schenkt euch der Schulenberg-Tunnel erneut eine Abkühlung, bevor ihr nach Hattingen reinfahrt. Wusstet ihr, wie unfassbar süß und schön Hattingen ist? Wir waren uns darüber vorher nicht im Klaren und waren dementsprechend von dem niedlichen Örtchen im Ennepe-Ruhrkreis völlig überwältigt. Mehr als 150 gut erhaltene Fachwerkhäuser stehen noch in der Altstadt. Überall tun sich malerische Plätze auf. Restaurants und Cafés laden zum Verweilen ein. Und ich musste mich arg zusammenreißen, um nicht durch die vielen kleinen Boutiquen zu stöbern und etwas zu kaufen – schließlich hat man als Fahrradtourist ja nur bedingt Möglichkeiten Mitbringsel zu transportieren. Ihr merkt: Ich bin da noch ganz neu in diesem Business. 😉 Aber Nippes mit der Leeze von Wuppertal bis nach Münster zu transportieren macht wirklich nur bedingt Sinn.

Quer durchs Ruhrgebiet

Also sind wir nur durch die kleinen, engen Gassen gebummelt und haben uns einen großen Eiscafé zur Stärkung gegönnt, bevor es weiter Richtung „Pott“ ging. Ab hier verlasst ihr irgendwann die Nordbahntrasse und orientiert euch an der Erzbahntrasse, die ebenfalls super ausgebaut und teilweise echt spektakulär ist. Mit am beeindruckensten fand ich eine große Fahrradbrücke über der Ruhr, die sehr futuristisch aussah.

Neben den extra ausgebauten Fahrradrouten fahrt ihr auf diesem Teil der Strecke auch ein bisschen direkt durch den „Pott“. Genauer einmal quer durch Bochum und Gelsenkirchen. Ich stehe ja total auf das Ruhrgebiet – ist halt doch ein bisschen was anderes, als „unser“ Münsterland. Mir tut das als Kontrastprogramm immer sehr gut. Also, seid nicht verwundert, wenn ihr auf einmal anstatt blühenden Wiesen, Flüssen und Wäldern, Zechensiedlungen und alten Fördertürmen begegnet.

Erstes Etappenziel in Dorsten

Nach diesen beiden Ruhrgebietsmetropolen wurde es aber auch schnell wieder ländlich und wir sind so langsam auf der Zielgeraden Richtung Dorsten eingebogen. Hier hatte ich uns bereits im Vorfeld ein Zimmer im „Kleinen Landhotel“ reserviert. Dieses süße, kleine, inhabergeführte Hotel kann ich euch nur wärmstens empfehlen.

Hier passte ab der ersten Sekunde einfach alles: Der Empfang der Hotelbesitzerin war herzlich und lustig. Das Zimmer gemütlich und sauber. Der Biergarten umgeben von Feldern, es wehte die ganze Zeit ein laues Lüftchen und das Essen erst! Ich liebe Kaiserschmarrn und dieser Kaiserschmarrn hier war mit einer der besten, den ich je gegessen habe! Da können selbst einige original österreichischen Kreationen nicht mithalten. Geschlafen haben wir beide wie die Steine und haben noch nicht mal das Gewitter in der Nacht mitbekommen.

Wir haben uns am nächsten Tag einfach nur über die deutlich frischere Luft gefreut und sind nach einem sehr leckeren und reichhaltigen Frühstück wieder auf den Sattel gestiegen. Denn jetzt musste es ja noch mit der Leeze von Dorsten weiter zurück nach Münster gehen.

Tag 2: Vorbei am Halterner und Bulderner See

Von Dorsten aus sind wir durch das Naturschutzgebiet Hervester Bruch zunächst bis nach Haltern am See geradelt. In dem Heidegebiet hatten wir das Glück einen Storch in seinem Nest beobachten zu können, der gerade seine Jungen gefüttert hat. Außerdem haben wir eine Herde Heckrinder sehr beneidet, die einfach nur in einer kleinen Wasserfläche gechillt hat. In Haltern haben wir selbst erstmal den See angesteuert und waren sehr froh, als wir hier von einem Steg aus unsere Füße ins kühle Nass halten konnten. So macht Picknick doch noch immer am meisten Spaß.

Gut gestärkt ging es anschließend weiter über Dülmen bis zum Bulderner See. Während der Stausee in Haltern ein richtig ausgebautes Strandbad, mit Eintritt, Beachbar, Kinderspielplätzen, etc. ist, geht es am Bulderner See deutlich ruhiger zu. Hier gibt keine wirklichen Sandstrände, dafür konnten wir bei unserem Stopp viele Windsurfer und Stand-Up-Paddeler beobachten.

Wenn man zuvor einen ganzen Tag lang durch das Bergische Land sowie das Ruhrgebiet gefahren ist, merkt man den Unterschied zu der typischen münsterländischen Parklandschaft deutlich. Ich fand es sehr bemerkenswert, dass sich auf rund hundert Kilometern so viele unterschiedliche regionale, landschaftliche Besonderheiten ausmachen lassen. Das hat das richtige Urlaubsfeeling natürlich nochmal verstärkt.

Endspurt mit der Leeze nach Münster

Nachdem wir Buldern hinter uns gelassen hatten, ging alles gefühlt ganz schnell. In Buldern war auch schon Amelsbüren – Münsters südlichster Stadtteil – ausgeschildert. Wir haben uns allerdings mehr westlich orientiert und sind über Bösensell geradelt, so dass wir mit Roxel wieder das Münster-Stadtgebiet betreten haben. Auf dieser Strecke zwischen Bösensell und Roxel fahrt ihr durch wunderschöne Alleen und an ganz alten Bauernhöfen vorbei.

Jetzt hieß es nur noch einmal kurz Mecklenbeck durchqueren und dann war auch schon „unser“ Aasee zu sehen. Ausgepowert, aber vollkommen happy haben wir uns beim Moro 112 wieder einen großen Eiscafé, mit extra viel Sahne 😉 – gegönnt, bevor wir dann den letzten Kilometer bis zu uns ins Südviertel angetreten haben.

Diese Tour mit der Leeze von Wuppertal nach Münster war zwar besonders mit dem ersten Tag und all seinen Bergen recht anspruchsvoll, aber das Gefühl hinterher, es geschafft zu haben und insgesamt mehr als 150 Kilometer mit dem Rad zurückgelegt zu haben, war etwas ganz Besonderes. Die nächste Tour ist schon in Planung – vielleicht dann ja sogar über drei Tage…

Es soll erstmal nur eine Datenight in Münster sein? Dann schaut doch mal hier vorbei.

Die Autorin dieses Beitrags

Heike lebt in Münster erkundet mit Kind und Mann gerne das gesamte Münsterland - ob zu Fuß, oder mit der Leeze ist ihr dabei eigentlich egal. Hauptsache draußen sein.

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Heike lebt in Münster erkundet mit Kind und Mann gerne das gesamte Münsterland - ob zu Fuß, oder mit der Leeze ist ihr dabei eigentlich egal. Hauptsache draußen sein.