Alltagslernen, Papas Stories

Mit dem Fahrrad sicher zur Schule – Vorbereitung auf den Schulweg

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Mobilität früher und heute – Der Schulweg

In meiner Kindheit auf dem Land war die Straße mit zunehmendem Alter Teil meines Bewegungs- und Lebensraumes. Wir fuhren Fahrrad und BMX-Rad, skateten und liefen viel zu Fuß rum. Busfahren fand ich nie toll (wegen der schlechten Verbindungen) und ein Mofa durfte ich mir nicht anschaffen. Ja, unsere Mamas kutschierten uns auch oft mit dem Auto von A nach B.

Ich habe das Gefühl, dass die Straße heute von vielen hauptsächlich als Gefahrenquelle gesehen wird. Inwiefern dies mit realen Unfallzahlen zusammenhängt, kann ich nicht sagen. Das Gefühl ist da. Ich habe es auch.

Tägliche Ängste – Schulweg als Gefahr?

Oft sind es ganz verschiedene Ängste, die eine Rolle spielen. Wem begegnet mein Kind, wenn es alleine unterwegs ist? Wie verhält sich mein Kind, wenn es sich verläuft? Kann mein Kind eine viel befahrene Straße sicher überqueren? Ist der Gehweg als Radweg wirklich sicher (Stichwort Zufahrten zu Grundstücken)? Was, wenn ein schlimmer Unfall passiert? Ängste spürt auch meine Liebste immer wieder, wenn unsere Kinder größer und selbstständiger werden.

Angst vor dem Schulweg?

Bald ist mein Sohn Schulkind und muss eine Strecke von rund 1,2 Kilometern  durch den regen Stadtverkehr zur Schule bewältigen. Ich gebe zu, dass meine Ängste bei dem Gedanken, ihn mit dem Auto bis vor die Schule zu bringen, rapide schwinden. Ich könnte dabei zusehen, wie er sicher den Schulhof betritt. Ich müsste nicht jeden morgen die Sorge haben, etwas könnte passieren.

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Vertraue deinem Kind

Und doch ist das Bringen mit dem Auto die schlechteste von allen Lösungen. Warum?

  1. Ich nehme meinem Sohn die Möglichkeit, sich vor der Schule zu bewegen.
  2. Ich verweigere meinem Sohn ein neues Stück Selbstständigkeit, das ihm als Schulkind zusteht.
  3. Ich verhindere oder verzögere das Entwickeln von Routinen bei Handlungsabläufen im Straßenverkehr (zum Beispiel das Verhalten am Kreisverkehr oder bei der Straßenüberquerung)
  4. Ich reduziere die Kontakte meines Sohnes mit Mitschülern vor Schulbeginn auf ein Minimum.
  5. Ich trage mit meinen Autofahrten zu einem hohen Verkehrsaufkommen im Schulbereich bei.
Alternativen zum Autofahren

Der letzte Punkt zeigt, wie paradox die Situation ist: Ich möchte mehr Sicherheit für mein Kind, verringere aber gleichzeitig die Sicherheit für alle. Gerade das Aussteigen und der kurze Restweg zum Schulhof wird beim kurzen Halten und Rangieren vieler Autos immer gefährlicher. Zumal sich AutofahrerInnen oft nicht an Regeln halten und beispielsweise entgegengesetzt der Fahrtrichtung, an der Bushaltestelle oder im Halteverbot halten.

Ist der Schulweg nicht weit, muss es Alternativen zum täglichen Bringen mit dem Auto geben:

  1. Wenn ich meinen Sohn schon fahre, könnte ich ihn im Wohngebiet nahe der Schule und nicht direkt vor dem Schultor aussteigen lassen. Das entlastet das Verkehrsaufkommen direkt an der Schule und das Schulkind hat immerhin einen kurzen Schulweg für sich. Mit der richtigen Kleidung sollte das auch bei schlechtem Wetter kein Problem sein.
  2. Wir bilden eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern aus unserem Wohngebiet. Die Kinder treffen sich an einem Punkt und gehen zusammen zur Schule. Wenn es sich ausschließlich um Erstklässler handelt, können wir Eltern sie abwechselnd begleiten.
  3. Mein Sohn fährt mit Roller oder Fahrrad zur Schule. Auch hier ist zu Beginn eine Gruppenbildung und Begleitung sinnvoll.
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Zu Fuß zur Schule

Schon der Kindergarten bereitet die Vorschulkinder auf den Straßenverkehr vor Ort vor. Die städtischen Kindergärten in Münster führen zusammen mit der Polizei eine ganze Reihe von Aktionen durch, zum Beispiel den Besuch beim “Verkehrskasper”.

Im ersten Schuljahr wird das Thema “Straßenverkehr” und “Mein Schulweg” direkt in den ersten Schulwochen aufgegriffen. Auch hier unterstützt die Polizei die LehrerInnen.

Die Deutsche-Verkehrswacht bietet ein “Schulwegheft” für Vorschulkinder an, das die “Vorschulis” gemeinsam mit ErzieherInnen und Eltern bearbeiten können. Dieses Heft wird von den örtlichen Verkehrswachten für die Stadt oder den Kreis individuell angepasst. Speziell für Münster gibt es so ein Heft leider (noch) nicht.

Außerdem hat die Verkehrswacht in Münster eine Jugendverkehrsschule. Dort können Schulklassen und Vorschul-Gruppen auf einem tollen Gelände üben. Unter bestimmten Voraussetzungen dürfen auch Eltern/private Gruppen den Platz mit den Kindern nutzen. Wir haben zum Beispiel schon einen Kindergeburtstag dort erlebt.

Mit dem Fahrrad zur Schule

Ist es überhaupt erlaubt, dass Erst- oder Zweitklässler mit dem Fahrrad zur Schule fahren? Müssen sie nicht vorher die Fahrradprüfung machen?

Grundsätzlich ist es Sache der Eltern, ob sie ihr Kind mit dem Fahrrad zur Schule schicken oder nicht. Der Schulweg liegt im Verantwortungsbereich der Eltern. Eine bestandene Fahrradprüfung ist nicht Voraussetzung, um mit dem Fahrrad zur Schule fahren zu dürfen.

Wenn mein Sohn mit dem Fahrrad fahren möchte, sollten wir unbedingt folgende Fragen mit Ja beantworten können:

  • Besitzt mein Kind ein verkehrssicheres, funktionierendes, passendes Fahrrad und
  • trägt einen richtig sitzenden Helm?
  • Kann die Schultasche sicher transportiert werden? (Am besten in einem Korb auf dem Gepäckträger)
  • Hat das Kind geeignete, also wetterfeste und gut sichtbare Kleidung?
  • Haben wir die Fahrt zur Schule hinreichend trainiert?

Wurde ausreichend Vorsorge getroffen, spricht eigentlich nichts dagegen, das Schulkind mit der Leeze fahren zu lassen. Ganz im Gegenteil: Durch das tägliche Radfahren wird viel Routine und Sicherheit im Straßenverkehr erlangt. Weitere Infos hierzu bietet der ADFC.

Radfahrprüfung also sinnlos?!

Was ist denn dann überhaupt der Sinn einer Radfahrausbildung im vierten Schuljahr? Der Hauptgrund ist sicherlich, dass die SchülerInnen ab dem 10. Lebensjahr auf der Straße fahren müssen. Der Schutzraum Gehweg fällt weg. Darauf sollten alle Kinder vorbereitet werden.

Es gibt LehrerInnen, die davon abraten, Kinder vor der Radfahrprüfung mit dem Fahrrad zur Schule fahren zu lassen. Abhängig vom Standort der Grundschule kann es dafür eine sinnvolle Begründung geben. Man sollte die Bedenken auf jeden Fall ernst nehmen. Ohnehin wird das Konzept der Verkehrserziehung zusammen mit der Polizei immer an den Standort angepasst. Besonders erfolgreich läuft es, wenn sich viele Eltern beim Verkehrstraining im Unterricht engagieren. Dann kann vor der praktischen Prüfung mehrmals in Kleingruppen im Straßenverkehr geübt werden.

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Vorbild sein

Auch mein täglicher Arbeitsweg ist mit dem Fahrrad zu bewältigen. Es gehört natürlich etwas Überwindung dazu, morgens früher aufzustehen und aufs Rad zu steigen. Es wäre so schön bequem ins Auto zu springen. Hat man sich aber erstmal an die Strecke gewöhnt und die nötige Fitness erreicht, macht es einen Riesenspaß zu radeln. Ich schaffe es sogar, die Kinder vorher im Kindergarten abzuliefern, da dieser auf meinem Weg liegt. So kann ich meine Liebste unterstützen, deren Arbeitsweg in die Stadt oft nervig und zeitraubend ist.

Natürlich gibt es immer wieder Tage, an denen ich mit dem Auto zur Arbeit fahren muss. Und wir werden sicherlich auch den Großen das eine oder andere Mal zur Schule fahren müssen. Eine Alternative zum täglichen Autofahren wird sich aber immer bieten. Da bin ich mir sicher.

Bringt ihr die Kinder, oder dürfen eure Kinder allein zur Schule?

Die Autorin dieses Beitrags

Der Münsterpapa David ist Vater von zwei Jungs (*2012 und *2015) und seit über 10 Jahren Grundschullehrer und Medienpädagoge im Münsterland.

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