Mamas Stories

Traum oder Alptraum? Von der Rollenverteilung in unserer Ehe

Es gibt Momente, da wünsche ich mir eine klassischere Ehe. Ich meine, ich wünsche mir die alte Rollenverteilung, in der der Mann allein für den Broterwerb verantwortlich ist und ich mich ganz in die weibliche Rolle daheim fallen lassen kann.

Manchmal klingt dieses oft beschimpfte und anti-feministische Modell total verlockend.

Es fühlt sich merkwürdig an, über diese Gedanken so offen zu schreiben. Aber sie sind da, zwar nur hin und wieder, aber in schwierigen Phasen sehr präsent. Denn ich bin oft müde der ewigen Diskussionen und Auseinandersetzungen. Die Streitigkeiten, die in schlafarmen und schwierigen Phasen immer wieder auftauchen, machen mich mürbe und manchmal denke ich: Allein wäre auch schön.

Alles allein machen und entscheiden. Einfach den Tag mit den Kindern so gestalten, wie ich es allein für richtig halte. Die Spülmaschinen Tabs kaufen, die ich für gut befinde. Die Wäsche so gefaltet und sortiert vorfinden, wie ich es mag. Ganz allein bestimmen, was wann gegessen und gekocht wird.

Ich stelle mir nicht vor, alleinerziehend zu sein! Nur allein verantwortlich für Haus und Kinder. Mein Mann wäre da, um das Ganze zu finanzieren und nun ja, weil es ja auch mal schön ist mit Mann.

Außerdem würden mein Liebster und ich die gemeinsame Zeit nur noch kuschelnd und knutschend verbringen können, statt dies und jenes auszudiskutieren. Jeder könnte das machen, was er am besten kann und keiner pfuscht dem anderen ins Handwerk. Da muss man weniger reden und könnte mehr gemeinsam entspannen.

Das würde im Nu 80% unserer Streitigkeiten aus der Welt schaffen. Ich hätte bessere Nerven, um die nächste Trotzphase des Wolbeckers durchzustehen. Wir wären bestimmt beide viel entspannter. Mein Mann könnte dann auch mal so richtig bei seinen Kumpels damit angeben, dass er sich zuhause um nichts kümmern braucht. Er wäre der Mann im Haus. Ist das nicht der heimliche Traum aller Ehemänner?

Ich wäre eine ganz gute Hausfrau. Kochen kann ich und bis die Kinder vom Kindergarten abgeholt werden müssen, könnte ich mir vormittags schön die Fingernägel lackieren. Das mag mein Liebster. Ein bisschen hier und da putzen damit es schön ist, wenn meine Familie heim kommt und vielleicht noch einkaufen gehen. Freundinnen treffen, in Ruhe neue Rezepte für den Blog ausprobieren, die Schönheiten des Lebens als Frau genießen… das wäre ein Leben!

Zugegeben, ich müsste dann auch die Wäscheberge allein bezwingen, die schwierigen Entwicklungsphasen allein durchstehen und jede Nacht aufstehen, wenn der Kleine nach uns mir schreit. Und ich müsste dann auch allein wischen, Fenster putzen, saugen, spülen, kochen, einkaufen. Alles Dinge, für die ich mich ja gar nicht so sehr begeistern kann.

Mein Mann würde dann auch nicht mehr abwechselnd mit mir die Nachmittage der Kinder gestalten oder überhaupt viel Zeit mit den Münsterjungs verbringen. Das fänden die bestimmt nicht so gut.

Aber wenn ich für unser Nest allein zuständig wäre, dürfte ich auch die Farbe der Wände, die Bilder, die wir dranhängen und das Material der Handtücher allein bestimmen! Noch weniger Diskussionen!

Obwohl… er hätte das letzte Wort. Schließlich finanziert er das dann ja alles allein. Es wäre dann nicht mehr wirklich unser Geld. Müsste ich mein Haushaltsgeld dann einteilen und ihm Rechenschaft ablegen, wenn ich etwas außerplanmäßig anschaffen wollte?! Auch wenn Geld bisher nie Thema war und wir schon sehr lange nur ein gemeinsames Konto haben, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Gespräche über Anschaffungen dann genauso verlaufen würden wie jetzt.

Nein. Ich will keinen Alleinverdiener als Mann, der jederzeit die Möglichkeit hätte, den Hahn zuzudrehen. Wie würden unsere Streitigkeiten wohl ablaufen, wenn wir nicht mehr gleichberechtigt sind in diesen Entscheidungen?

Ich möchte weder jetzt, noch in der Rente abhängig sein! Von niemandem.

Meinem Mann würde es sicherlich schnell langweilig mit mir werden, wenn ich keine anderen Themen als die Kinder und unser Haus hätte. Und nicht nur ihm wäre langweilig! Bereits gegen Ende meiner Elternzeit war es für alle offensichtlich, wie sehr mir die Herausforderungen des Arbeitslebens gefehlt haben. Das kann ich mir für den Rest meines Lebens wirklich nicht vorstellen, ohne depressiv zu werden.

Streiten sich die Eltern mit klassischer Rollenverteilung wirklich weniger? Oder geht es nur um andere Themen? Während wir diskutieren, wer den nächsten Tag beim kranken Kind zuhause bleibt  und wessen Termin am Abend wichtiger ist, sitzen die klassischen Paare vielleicht da und streiten darüber, dass er ihr nicht genug Wertschätzung entgegen bringt oder sie ihm nicht genug Ruhe nach der Arbeit gönnt. Streit gehört doch irgendwie zu einer gesunden Beziehung dazu, oder?!

Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich doch sehr zufrieden mit unserer Partnerschaft. Sie findet auf Augenhöhe statt. Mit jeder Weiterentwicklung der beteiligten Personen (auch mit jeder neuen Phase der Kinder) muss man sich aufs Neue finden und austarieren. Dazu gehören dann eben anstrengende und Kraft zehrende Diskussionen…da kommen wir wohl nicht drum rum.

Mein Mann, der sich jeden Tag mit mir gemeinsam für unsere Familie engagiert, ist in meinen Augen extrem attraktiv. Wäre er wirklich interessanter, wenn er sich im Alltag aus allem raus halten würde?

Mit Glück hat das alles jedenfalls immer noch nichts zu tun.

Für andere Frauen mag die klassische Rollenverteilung funktionieren. Jeder setzt für sich und seine Familie andere Prioritäten. Das ist okay, so lange es bewusst und im Konsens geschieht. Laut der SZ geht es immer mehr Familien aber so wie uns.

Dieser Weg ist unsere eigene Entscheidung… und das Gras auf der anderen Seite wirkt immer grüner. Auf den ersten Blick.

Die Autorin dieses Beitrags

Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.

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