Mamas Stories

Und wer hilft mir beim zweiten Kind? – Ein trauriges Deutschland ohne Hebammen

Achtung lang und persönlich!

Als ich mit unserem Sohn schwanger war, haben wir uns viele Gedanken um die Geburt gemacht. Wir wussten ja nicht, was da auf uns zu kommt und wir hatten auch keine Ahnung, was uns danach erwartet. Was ich aber sehr klar wusste war: Ich brauche Hilfe. Wir leben nicht mehr in Mehrgenerationen-Gemeinschaften zusammen, wir kriegen sowas nicht mehr nebenbei mit und in unserem Freundeskreis waren wir auch so ziemlich die Ersten, die sich dem Abenteuer stellten.

BabybauchAber egal ob man nun die eigene Mutter nebenan hat, die man fragen kann oder nicht, es gibt Dinge rund um die Geburt, die möchte man lieber mit jemandem vom Fach besprechen. Und dabei sind das keine hochtrabenden medizinischen Sachverhalte für die man einen Arzttermin rechtfertigen könnte. Oft kommt man sich mit seinen Fragen vielleicht auch dumm vor. Es ist eine sehr sensible und sehr besondere Zeit und es war für uns ein großer Segen eine Hebamme an unserer Seite zu haben. In unserem besonderen Fall waren es sogar zwei Hebammen, da eine von beiden noch als „Lehrling“ unterwegs war.

Unsere Fragen wurden beantwortet und unsere Sorgen wurden ernst genommen. In der langen Nacht der Wehen haben sie uns unterstützt und nach all den Stunden haben sie einen gigantischen Teil dazu beigetragen den Notkaiserschnitt im letzten Augenblick zu verhindern und Ruhe und Harmonie in die Situation zu bringen. Ganz wichtig für Mutter und Kind. Nur so konnte mein innigster Wunsch erfüllt werden und ich war schon wenige Stunden nach der Geburt wieder daheim im eigenen Bett.

Sie haben mir in der Zeit nach der Geburt mit so unliebsamen Dingen wie Komplikationen an der Naht und dem Wochenfluss geholfen. Sie haben uns Mut gemacht auf unser Kind zu schauen und auf unser Gefühl zu vertrauen und nicht auf die vielen gut gemeinten aber fehlplatzierten Ratschläge von Außen. Sie waren in den ersten Tagen täglich, teilweise mehrmals, bei uns und haben sichergestellt, dass ich und der kleine Held (und der Liebste!) uns von den Strapazen der Geburt erholen.

Etwas über ein Jahr nach der Geburt haben wir im Rahmen eines Sommerfestes mit unserer Lieblingshebamme gefeiert und ich fühle, auch ein weiteres Jahr später, zu dieser Frau noch eine innige Verbundenheit. So geht es vielen Müttern mit ihren Hebammen.

Doch wenn sich die Lage der Hebammen so entwickelt, wie es sich abzeichnet, wird es diesen alten Beruf bald nicht mehr geben. Wenn wir nichts unternehmen, wird es ab 2015 schon keine Versicherung mehr geben, die eine freiberufliche Hebamme unter Vertrag nimmt. Und ohne Versicherung keine Berufsausübung. Bereits jetzt müssen die Hebammen unfassbare Summen an ihre Haftpflichtversicherungen zahlen und das bei einem eher bescheidenen Verdienst. Wer kann sich das leisten? Es ist ein Knochenjob und auch wenn er vermutlich nie so entlohnt wird, wie es verdient wäre, sollte doch niemand bei seinem Beruf draufzahlen!

SecondDayWenn ich mir die Lage in Münster anschaue, dann kriege ich es mit der Angst. Ich bin aus persönlichen Gründen kein Mensch der sich in einem Krankenhaus entspannen kann. Alles dort macht mir große Panik und mich nach der Geburt eines Kindes dort noch ein wenig zu „erholen“ bevor es nach Hause geht, ist eine absolute Horrorvorstellung. Allein die Geburt habe ich dort nur mitgemacht, weil im Evangelischen Krankenhaus zwar die Ärzte vor Ort aber für mich nicht sichtbar waren. Doch, wenn wir noch ein zweites Kind kriegen sollten, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben als eines der großen anonymen Kliniken. Das Geburtshaus hat schon lange geschlossen. Das EVK macht keine Geburten mehr und auch eine Hausgeburt ohne Hebamme ist für mich unvorstellbar.

Es gäbe niemanden mehr, der regelmäßig zu uns nach Hause kommt und nach uns schaut. Es gäbe niemanden mehr, der Erstlingseltern in die richtige Säuglingspflege einweist und es gäbe auch niemanden mehr, der nebenbei noch die nicht zu unterschätzende Stillberatung macht.

Wenn unsere Gesellschaft diejenigen abschafft, die seit ewigen Zeiten den Kindern auf die Welt helfen…das Ende des Satzes kann ich mir gar nicht vorstellen.

Beim deutschen Hebammenverband, in einem Artikel von Arte und bei einer Facebook Gruppe findet ihr noch weitere Infos und viele interessante Links und persönliche Geschichten.

Eure Münstermama

Die Autorin dieses Beitrags

Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.

Kategorie: Mamas Stories

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Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.

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