Mamas Stories

Von Mutter zu Mutter – Darf ich Freunden etwas zu der Erziehung ihrer Kinder sagen?

Seit ein paar Wochen höre ich meine Freundin immer wieder den Satz sagen „Sie hört einfach nicht. Kein Stück!“, wenn sie von ihrer kleinen Tochter spricht. Meine Freundin macht sich dann Sorgen und hat Ängste wie jede andere Mutter auch und ich sitze als Freundin da und weiß nie so recht wie ich damit umgehen soll.

SchritteSage ich was ich denke, oder höre ich einfach nur zu? Tröste ich sie oder gebe ich ihr einen Rat? Wie weit darf so ein Rat gehen, wenn ich nicht möchte, dass meine Freundin das Gefühl bekommt von mir verurteilt oder kritisiert worden zu sein?

Diese Familie ist uns sehr nah, auch wenn wir uns erst seit der Schwangerschaft kennen. Unsere Kinder sind sich ebenfalls sehr vertraut und wir verbringen regelmäßig Zeit zusammen.

Dabei kann man ganz klar sehen, dass unsere Kinder sehr unterschiedliche Charaktere ausbilden. Der kleine Münsteraner ist bei allem was er macht ruhiger, langsamer und vor allem ängstlicher. Daher ist er in vielen Situationen vorsichtiger. Das kleine Mädchen ist genau gleich alt, aber schon viel weiter in der motorischen Entwicklung. Sie ist aber vor allem auch viel mutiger! Während ich meinen Sohn oft ermuntern muss etwas auszuprobieren, muss man ihr Mädchen eher mal an Gefahren erinnern. Beide Kinder sind kleine Goldschätze! Liebevolle und lebensfrohe Menschen, die jeweils auf ihre Art, die Welt für sich entdecken und sich dabei ideal ergänzen.

Besser oder schlechter – diese Unterscheidung gibt es bei mir nicht, wenn es um unsere Kinder geht. In manchen Situationen ist der kleine Münsteraner „einfacher“ und in manchen Situationen hat es meine Freundin mit ihrer Tochter leichter. Genauso wie meine Freundin und ich uns sehr grundlegend in Geschmack und Physis unterscheiden und trotzdem wunderbar harmonieren.

Doch jetzt  gab es eine Situation, die mich im Nachhinein beschäftigt…

Wir saßen am Sonntagmorgen für ein leckeres Frühstück beisammen und die Kinder spielten in trauter Einheit im Sandkasten des Cafés.

Dachten wir.

Tatsächlich schlichen sie sich immer mehr weg vom Sandkasten und in Richtung des spannenden und durchaus nicht ungefährlichen Hinterhofs.

Als wir das bemerkten, rief ich meinem Sohn zu, er soll bitte vorne bleiben und nicht nach hinten gehen. Der kleine Münsteraner wusste meinen Ton direkt einzuordnen und wandte sich ab von der Neuentdeckung. Meine Freundin sagte daraufhin, dass sie hofft, dass sich ihre Tochter jetzt an meinem Sohn orientiert, denn wenn sie das so gesagt hätte, würde ihre Tochter auf keinen Fall hören.

Dieser Satz war für mich der Auslöser, dass ich mich das allererste Mal  irgendwie zu der Erziehungsmentalität von Freunden geäußert habe.

Ich habe natürlich nicht drauflos gezetert, sondern sie gefragt ob sie wirklich meine ganz ehrliche Meinung zu dem Thema hören will. Natürlich sagt dann keiner „Nein“ in so einer Situation. Und ich habe ihr dann gesagt, dass ich glaube sie müsste ein wenig klarer reagieren. Die genaue Formulierung weiß ich nicht mehr, aber das wollte ich zumindest aussagen.

Es ging mir nicht um Konsequenz, mir war nur aufgefallen, dass sie der Kleinen oft etwas sagt von dem man nicht so richtig weiß, wie es einzuordnen ist. Selbst mir war manchmal nicht klar ob sie nun wirklich wollte, dass die Kleine mit irgendwas aufhört oder ob sie es nur sagt, um sie auf eine Gefahr hinzuweisen. Den Satz „Kind geh nicht in den Hinterhof“ kann man ja so sagen, dass das Kind weiß, es soll auf keinen Fall in den Hinterhof. Man kann es aber auch so sagen, dass das Kind nur hört „Kind im Hinterhof lauert Gefahr“ und dann aber selbst entscheiden kann, ob es diese Gefahr eingeht oder nicht. In beiden Fällen wüsste ich, dass es meinen Sohn davon abhalten würde den Hinterhof überhaupt noch in Betracht zu ziehen, aber jedes mutigere Kind wäre vermutlich nach so einem Satz noch viel interessierter an dem spannenden Hinterhof. Die Lösung für dieses „Problem“ kenne ich auch nicht, aber das war mir aufgefallen und musste anscheinend in der Situation aus mir raus.

Ohne jetzt in irgendeiner Weise urteilen zu wollen, hatte ich zum ersten Mal, etwas zu einer Freundin bezüglich ihrer Kommunikations-Methode mit ihrem Kind gesagt. Durfte ich das? Ich habe doch keine Ahnung, wie es mit einem anderen Kind als dem kleinen Münsteraner ist. Eigentlich habe ich ja auch überhaupt keine Ahnung wie das Leben in ihrer Haut ist. Wir sind alle so verschieden und doch alle genau richtig so!

Andererseits haben wir viele Gemeinsamkeiten neben unseren Kindern und ich wünsche mir, dass Freunde mich auch auf Dinge hinweisen, die Ihnen an meinem Verhalten auffallen. Z. B. hat mich mal eine kinderlose Freundin gefragt, warum ich beim Thema essen so gar keine Regeln für den kleinen Münsteraner habe. Zuerst fühlte ich mich ein wenig angegriffen, hat sie doch gar kein Kind und auch sonst überhaupt keinen Bezug zu dem Thema. Aber dann erkannte ich, dass sie sich Sorgen machte und nun einfach gefragt hatte. (Was ich ihr dann erklärte, deckt sich so ziemlich mit dem was Anna mal zu dem Thema geschrieben hat.) Also, über Kritik freut sich wohl niemand, aber im richtigen Ton & zu richtiger Zeit, ist sie doch viel mehr wert, als das offene Ohr und die tröstenden Worte, oder?!

Bin ich jetzt zu weit gegangen? Hätte ich in dem Moment, wie sonst eigentlich immer, ihr einfach nur zuhören sollen? Wie weit darf Freundschaft gehen, wenn es um die Kinder geht?!

Eure nachdenkliche Münstermama

Die Autorin dieses Beitrags

Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.

Kategorie: Mamas Stories

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Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.

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