Die Lockdown Agents ist das neue Escape Spiel, welches THiLO Petry-Lassak während der Pandemie entwickelt hat. Aber es ist kein einfaches Escape Spiel. Im Grunde ist es ein ganzer Escape Room zum Ausdrucken. Da er aber selbst mindestens so spannend ist wie das Spiel, habe ich ihn heute im Interview!
Vielleicht steht auch bei euch schon eins der Werke von THiLO im Kinderbuch-Regal? Vielleicht kennt ihr bereits seine Animal Heroes Reihe oder die Entscheide-Bücher zu Fortnite, die er gemeinsam mit seinem Sohn für lesefaule Jungs (und Legastheniker) geschrieben hat? Wir finden Sherlock Junior auch großartig, da dort immer wieder englische Sätze vorkommen. Bei den Mädchen liegen vermutlich seine Ostwind Erstleser Bücher auf dem Nachttisch.

Münsteraner kennen THiLO vermutlich noch von der Kabarett-Gruppe „Die Motzbrocken“, doch er lebt nun schon einige Jahre nicht mehr in Münster. Ihn hat es in die Mainzer Weinberge gezogen und das kann man ihm ja auch nicht verübeln. Gerade das Marktfrühstück mit Weck und Woi klingt sehr verlockend.
Tatsächlich ist THiLO aber bis zu 200 Nächte im Jahr gar nicht zuhause, sondern auf Lesereisen quer durch Europa. Unterwegs hält er im Jahr durchschnittlich 200 Lesungen in Schulen, Bibliotheken und Buchhandlungen. Er hält Abends Kinderbuch-Lesungen für Erwachsene und ist in normalen Jahren schnell ausgebucht. Das die Lesungen für Kinder gerade in diesem Jahr bisher ausgefallen sind, ist nicht nur finanziell ein Drama. Der echte Kontakt zu seinen jungen Leserinnen und Lesern fehlt ihm sehr.
Und dann hat dieser Mann auch noch ein Escape Spiel entwickelt. Einfach so. Aber jetzt lasse ich den guten Autor mal besser selbst zu Wort kommen…

Ein Interview mit THiLO Petry-Lassak
Lieber THiLO, du hast vier Kinder. Wie geht es euch gerade und wie habt ihr die Kontaktsperre als Familie erlebt?
24 Stunden am Tag mit- und nebeneinander zu leben ist schon eine Herausforderung für alle, da kann man sich schnell auf den Geist gehen. Bei uns hat das aber hervorragend hingehauen, meine Kinder sind ja auch schon größer – und wir haben einen Garten.
Es war mehr so ein WG-Feeling. Jeder stand auf, wann er wollte oder musste. Dadurch hat sich der Tagesrhythmus um ein paar Stunden nach hinten verschoben – von mir aus könnte das gerne nach dem Lockdown so bleiben. Schule um 8 Uhr fand ich schon als Schüler unpassend. Ich bin sicher, man könnte ein komplettes Schuljahr sparen, wenn der Unterricht immer erst um 9 Uhr beginnen würde.
Da kann ich dir nur zustimmen und das obwohl ich ein Frühaufsteher bin. Ein späterer Schulstart wäre sicher für viele Familien eine Erleichterung. Aber sag mal, kommst du in einem vollen Haus überhaupt zum schreiben? Ich finde, das ist gar nicht so einfach.
Da habe ich gegenüber Angestellten oder Freiberuflern einen klaren Vorteil. Homeoffice mache ich schon seit 1999, es stört mich kein bisschen, wenn die Kinder beim Arbeiten um mich rumspringen. Wobei sie jetzt sowieso Teenis sind und nicht mehr so viel springen.
Jetzt war eher das Problem, dass wir natürlich nicht acht Laptops im Haus haben. Für den Online-Unterricht musste ich dann oft meinen Arbeitsplatz an die SchülerInnen abtreten. Ich habe dann wie zu Studienzeiten in Münster wieder mehr abends und nachts gearbeitet.
Auch bei uns stehen deine Werke schon sein einigen Jahren im Regal. Von den Erstleser Fußball-Büchern bis hin zu den TipToi Werken sind meine Jungs von deinen Geschichten begeistert. Doch wie bist du überhaupt darauf gekommen, jetzt ein Escape Spiel zu entwickeln?
Im Nachhinein sagen alle: Die Idee lag in der Luft. Die Familie hockt zuhause, keiner kann wie gewohnt raus und an neue Bücher und Spiele kommt man auch viel schwieriger als sonst – das klassische Szenario eines Escape-Rooms. Mir kam der Geistesblitz, als ich selbst für meine Familie Spiele und Bücher besorgen wollte. Der einzige Laden, der aufhaben durfte, war ein riesiges Warenhaus – aber die Regale mit den Sachen zur Beschäftigung waren ratzeputz leergefegt, schlimmer als beim Klopapier. Online bestellen wollte ich nicht, ich brauchte es ja sofort. So kam mir die Idee: Es müsste etwas geben, das jeder zuhause ausdrucken kann – die Lockdown-Agents waren geboren.

Du hast über 250 Stunden Arbeit in dieses Spiel gesteckt und es dann einfach als Download gegen kleine Spenden im Netz allen zur Verfügung gestellt. Jeder kann selbst zahlen, was ihm das Spiel wert ist. Warum?
Mit dem Abenteuer will ich vielen Menschen eine Freude machen, den Kleinen, aber auch den Großen. Nach Wochen voller Homeschooling und auferlegten Zwängen ist bei vielen Familien die Lage etwas angespannt. Bei den Lockdown-Agents müssen alle zusammenhalten, sonst wird´s nichts. Es ist Teambuilding für die ganze Familie.
Viele sind außerdem gebeutelt, weil ein Teil des Verdienstes weggefallen ist. Daher darf jeder selbst entscheiden, was er zahlen kann. Und mal ehrlich: Wo bekommt man 90 Minuten Familienspaß für 3 oder 5 Euro? Das reicht noch nicht mal für 3 Kugeln Eis…
Ein Escape Spiel? Ein Escape Room!
Meine Jungs sind leider für die Lockdown-Agents noch zu klein, aber mein Mann und ich haben gestern Abend die Version ab 12 Jahren gespielt. Wir haben unseren kompletten Wohn- Essbereich in einen Escape Room verwandelt mit dem Download und hatten super viel Spaß. Jetzt muss ich einfach fragen: Wird es von den Lockdown-Agents eine Fortsetzung geben?
Auf jeden Fall wird es eine Fortsetzung geben, vielleicht nicht im Hochsommer, aber im Herbst. Tipps für Beschäftigung im Haus kann man ja auch nach Pandemien gut gebrauchen. Viele Spieler haben sich per Mail bei mir bedankt, kleine Verbesserungsvorschläge gemacht oder gleich Rätsel eingeschickt. Das werde ich natürlich alles bei Band 2 bis 589 beachten. Die Lockdown-Agents werden uns auch nach dem Lockdown noch lange erhalten bleiben, dein Mann und du können sich schon mal freuen.
Auf die nächsten Folgen der Lockdown-Agents freuen wir uns sehr. Wenn ich mir was wünschen dürfte, wäre das aber eigentlich ein Koch-Geschichten-Buch. Über richtig gute vegane Currywurst mit Pommes. Da kennt er auf jeden Fall die besten Buden von Münster bis Mainz, das weiß ich aus sicherer Quelle.
Jetzt aber erstmal vielen herzlichen Dank für dieses Interview und für den tollen Abend mit den Lockdown Agents, lieber THiLO! Dieser Abend hätte gut in die Reihe unserer Date-Nights für Daheim gepasst. Alle hüpfen bitte einmal rüber auf seine Seite und laden sich dieses grandiose Spiel gegen einen kleinen oder größeren Beitrag runter…
Die Autorin dieses Beitrags
Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.