Mamas Stories

Was mache ich, wenn wir keinen Kita Platz bekommen? – Die Sorgen Münsteraner Eltern

Bereits im Januar 2014 schrieb ich über den Kita-Navigator und seine abzusehenden Mängel. Vier Jahre später hat sich nichts wesentlich verändert. Nein, die Suche nach einem Kita Platz ist sogar brisanter geworden, und viele Eltern sind sehr verärgert über das Kommunikationsverhalten von Stadt und Jugendamt. Münsteraner Eltern werden nicht ernst genommen, wenn es um ihre Sorgen um angemessene Kita Betreuungsplätze für unsere Kinder geht.

Die aktuelle Situation mit dem Kita-Navigator

Die Bewerbungsphase im Kita-Navigator auf Betreuungsplätze ab August 2018 ist Ende Januar abgelaufen. Jetzt sind wir also mitten in der angespanntesten Lage. Aktuell fehlen noch über 500 Plätze. Bis Ende April werden vielleicht noch ein paar Umzüge, Absagen und Mehrfach-Anmeldungen gemeldet. Dies kann noch ein paar letzte Zusagen ermöglichen. Diese Zusagen bekommen zumeist nur diejenigen, die jetzt schon die Telefone der Sachbearbeiter im Jugendamt warm laufen lassen.

Zitat 3 Kita-Navigator Münster Eltern Kita Notstand Kindergarten Grundschule Betreuungsplatz Jugendamt Stadt Vergabeverfahren Protest

Was mache ich, wenn ich keine Zusage für einen Kita Platz bekomme?
  • Entweder ich begebe mich auf den nicht zu unterschätzend stressigen Weg durch die Büros des Jugendamtes, in denen man dann (trotz gesetzlichem Anspruch!) beweisen muss, dass ein Platz benötigt wird.
  • Oder ich stecke den Kopf in den Sand und lasse das Kind noch ein Jahr zu Hause.

Das Jugendamt vom Bedarf überzeugen kann aber nur eine Familie, in der beide Eltern berufstätig sind. Und dann muss der Arbeitgeber bestätigen, dass die Mutter bestimmte Arbeitszeiten hat!

Die Crux für die Eltern ist das Verfahren

Es ist gerade für Mütter, die ein Jahr oder länger in Elternzeit waren, unglaublich schwer in den Beruf zurück zu kehren. Viele Arbeitgeber wollen keine in Teilzeit arbeitenden Mütter und warten nur darauf, einen Punkt zu finden, der das verhindert. Aber selbst wenn die Arbeitgeber total flexibel und unvoreingenommen sind:

Welcher Arbeitgeber kann und möchte im Februar schriftlich bestimmte Arbeitszeiten bestätigen? Diese Bestätigung soll ja nicht nur den Bedarf des Kita-Platzes, sondern auch noch den Betreuungsumfang untermauern! Und was ist mit Müttern, die den Arbeitsplatz erst zugesagt bekommen, wenn sie den Nachweis über die Betreuung der Kinder erbringen?! Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

Zitat 2 Arbeitgeber Teilzeit Mütter Münster Eltern Kita Notstand Kindergarten Grundschule Betreuungsplatz Jugendamt Stadt Vergabeverfahren Protest

„Wir haben eine gute Quote in Münster“

Das ist der Lieblingssatz aller Zuständigen. Und das obwohl erst im letzten Jahr das Oberverwaltungsgericht die Vergabepraxis hier wiederholt (!) als mangelhaft eingestuft hat.

„In Münster ist es nicht so schlimm wie woanders.“

Na, herzlichen Glückwunsch! Liegt das vielleicht daran, dass von zehn Frauen, die um einen Platz kämpfen müssten, die Hürden für mindestens vier von ihnen zu hoch sind?

Vielleicht liegt es auch daran, dass Münsteraner ihre Kinder so sehr lieben und der Wert der Familie im Vergleich noch so hoch liegt, dass wir das miese Spiel nicht mitspielen. Viele Eltern sind bereit auf Karriere, Einkommen und Lebensqualität zu verzichten, um ihrem Kind den Stress eines für ihn geschaffenen „Notplatzes“ zu ersparen. Seit vielen Jahren wird ganz strategisch mit „Notplätzen“ gearbeitet. Warum man in der Zeit nicht daran arbeiten konnte echte Plätze zu schaffen, ist nach wie vor ungeklärt.

Zitat 4 Kita-Navigator Münster Eltern Kita Platz Notstand Kindergarten Grundschule Betreuungsplatz Jugendamt Stadt Vergabeverfahren Protest Wohnungsmarkt Einkommenseinbußen

Realitätsferne Bürokratie im Amt für Kinder, Jugendliche und Familien

Immer noch sind die Betreuungsplätze in Münster fernab der modernen Arbeitswelt. Aktuell sind von den zur Verfügung stehenden Betreuungsplätzen viel zu viele noch halbtags bis 12 Uhr oder geteilt (bis 12h ab 14h). Wissen Sie, was 25 Stunden oder 35 geteilte Stunden Betreuung tatsächlich für berufstätige Eltern bedeuten?!

Bei 35 geteilten Stunden sind die Kinder meistens zu folgenden Zeiten in der Kita:

Montags-donnerstags von 7.15h-12.30h und von 14h-16.15h. Freitags von 7.15h-12.30h.

Wenn ich mein Kind morgens pünktlich um 7.15 Uhr dort hinbringe, bin ich frühestens um 7.30 Uhr wieder draußen. Mit Arbeitsweg sind die Allermeisten wohl ab 8 Uhr am Arbeitsplatz. Knappe vier Stunden später kann man aber wieder aufhören zu arbeiten, da man ja um 12.30 Uhr spätestens das Kind wieder abholen muss. Das Essen sollte man also theoretisch bereits im Auto kochen, denn die Kinder sind nach fünf Stunden Kindergarten verständlicherweise ausgehungert. Nur die Wenigsten dürften die Möglichkeit der Nachmittagsbetreuung tatsächlich wahrnehmen. Denn das bedeutet meist sehr viel Aufwand für effektiv nur 1,5 Stunden Betreuung. Kennen Sie einen Arbeitgeber, der sich über die Vier-Stunden-Arbeitskraft einer bis zum Anschlag gestressten Mutter freut?! Genau.

Zitat 1 Münster Eltern Kita Platz Notstand Kindergarten Grundschule Betreuungsplatz Jugendamt Stadt Vergabeverfahren Protest

Es muss sich was ändern, liebe Stadt Münster!

Mal abgesehen von den zermürbenden Abwimmel-Techniken des Aufnahmeprozesses und dem unsäglichen Kita-Navigator ist es mir ein Rätsel, wieso man den Bedarf nicht vorausplanen kann. Ist es für die Stadt wirklich eine Überraschung, dass 2-3 Jahre nach einem gewollten und forcierten Babyboom plötzlich Betreuungsplätze gebraucht werden? Ein Kita-Platz pro Kind ist doch eigentlich nicht so schwer zu rechnen. Und das gilt ja nicht nur für Kindergärten. Vergessen Sie bitte nicht schon wieder die Übermittag-Betreuung in den Grundschulen!

Ich wünsche mir,
  • dass unsere Kinder NICHT in notdürftig vergrößerten Gruppen mit bereits jetzt ausgebeuteten ErzieherInnen betreut werden. Sie können nicht jährlich mit „Notplätzen“ arbeiten!
  • dass genügend Plätze für eine Übermittag-Betreuung in Kindergärten und Grundschulen geschaffen werden.
  • dass der Kita-Navigator grundlegend überarbeitet wird.
  • dass die Vergabe der Plätze nicht mehr in der Hand der Kita-Leitungen liegt, sondern zentral geregelt wird!
  • dass auch Betreuungsplätze bei Tagesmüttern und Großtagespflegestellen über den Kita-Navigator ersichtlich sind.
  • dass der gesetzliche Anspruch genügt, um einen Platz zu bekommen.
  • Es dürfen nicht Sympathien, die Flexibilität der Arbeitgeber oder gar die Beziehungen zu den Entscheidungsträgern über den Erfolg eines Antrags entscheiden. Es muss endlich einheitlich laufen!
  • Und schließlich, dass die Anliegen der Familien deutlich wichtiger werden für Münster!

Die Autorin dieses Beitrags

Leila schreibt seit 2014 über Familie, Food und Reisen hier auf Münstermama, und als Kolumnistin der MZ. Als Gründerin des Münsteraner Bloggernetzwerks MünsterBLOGS ist sie aktuell nicht mehr aktiv, begleitet das Netzwerk aber noch immer.

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